Bahnhof Oerlikon
Samstag morgen – Bahnhof Örlikon – Gleis 5. Zwei Frauen, alt, klein und gebeugt, stemmen ihre Körper gegen unsichtbaren Widerstand, während sie nebeneinander gehen.
Ihr Schritt ist zäh, ihre Stimmen laut: „Die Jungen von Heute lassen ihre Esswaren einfach achtlos irgendwo hinfallen – morgen werden sie Hunger leiden! Hunger leiden werden sie morgen!“
Oerlikon – Rapperswil
Ein junges Paar setzt sich in den Zug. Der Kinderwagen mit Baby darin steht stumm daneben. Der Mann sitzt still, die Frau ist aufgebracht: „Oftmals sind es wirklich die Älteren.. dem alten Mann habe ich gerade ins Gesicht geschaut: Das nächste Mal lasse ich meine Füße extra auf dem Sitz liegen und hebe sie nicht für sie auf, wenn sie auch noch meinen, motzen zu müssen! Ihr Mann sagt nichts, aus dem Kinderwagen dringt kein Geräusch. „Ja ist doch so!“ Der Mann regt sich ein wenig, aber da wird sein Impuls sofort unterbunden: „Nein, jetzt hörst du mir zu! Wenn ich im Recht bin, dann sage ich das den anderen Leuten auch!“
Oerlikon – Hottingen
sms an Freunde am morgen danach:
Unser Taxifahrer kam aus Montenegro und bot uns zu Beginn der Fahrt seine frischen Pommes an. Die wir, nach dem tollen Essen bei Euch, natürlich ablehnten.
Schöne, ungewohnte Geste. Während der kurzen Fahrt, erzählt er uns seine Lebensstationen: Montenegro – zwei Jahre Osnabrück – Zürich. „Raten Sie, wie lange ich schon in Schweiz leben?“ „Auch seit zwei Jahren?“ Großes Lachen seinerseits: „Zählen Sie vierzig dazu! Meine Kinder jetzt groß. Bin pensioniert und verdiene mir weiter etwas dazu.“ Man fühlt sich wohl in seinem Taxi. Das voller Leben ist, in dieser Nacht. Ariela Sarbacher