Geheimnislose Welt
Sie hatte einen Körper auf den sie sich verlassen konnte,
mehr als alle anderen. Dieser Ausstrahlung und Präsenz erlagen viele. Für diejenigen, die näher mit ihr zu tun hatten – beruflich und privat – war es wohl schwieriger mit ihren Schattenseiten umzugehen.

Aber warum der Versuch, den Mythos Marilyn zu lüften? Ihrem Naturtalent, sowohl für komödiantische, als auch für tragische Situationen, ihrer außergewöhnlichen körperlichen Präsenz und Schönheit tut man keinen Gefallen damit, sie ins Banale zu ziehen.
Auch Joyce Carol Oates ambitioniertes Buch Blonde ist der Komplexität dieser Persönlichkeit nicht gerecht geworden, mit dem Vorhaben nur ihren Schatten zu beleuchten.

Dabei birgt Hannah Scheurings Theaterstück interessante Ansätze, die weiter verfolgt werden sollten: Wer ist diese Frau, die sich „bis zur Selbstauflösung“ mit Marilyn Monroe identifiziert? Warum tut sie das? Von der Ausarbeitung und Entwicklung dieser Figur hängt die Andere ab: Marilyn. Wo treffen sie sich und wann kämpfen sie miteinander? Von der Patientin beleuchtet liesse sich vielleicht neuer Boden für die bekannten Zitate, Lieder und Lebensstationen, der von ihr auserwählten Ikone gewinnen. So aber bleibt die Trennung zwischen den beiden Frauen vage. Das öffnet den Raum für Vermutungen, sorgt aber beim Zuschauer nicht für Klarheit darüber, was da eigentlich gespielt wird. Schade um die Momente in denen plötzlich etwas aufblitzt, das aufmerksam werden lässt: Wenn Hannah Scheurings Stimme brüchig wird und tatsächlich für einen kurzen Augenblick Marilyns Timbre ähnlich wird. Oder ihre Figur aus einem Moment der Stärke heraus unerwartet plötzlich in sich zusammenbricht. Immer dann wenn Stille sich um diese Figur legt, ist ihre Wirkung am grössten. Stark ist diese Schauspielerin auch als Marilyns Mutter Gladys. Da entsteht eine beklemmende Atmosphäre und kommen andere Töne zum Vorschein. Die in seltsamem Kontrast zu Marilyns Liedern stehen. Davon hätte man mehr der Kunstfigur Sarah geben sollen, statt Joyce Carol Oates Passagen so getreu nachzuspielen.
Das zweite i bei Joe DiMaggio spricht man nicht aus! Ariela Sarbacher

Love, Marilyn, Ein Theaterstück von Hannah Scheuring, 
nach Texten von Marilyn Monroe und Joyce Carol Oates 
Regie: Jean Grädel
www.theater-rigiblick.ch

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